Das Weihnachtslied und der Quempas

Karin Strehlow

quempasDas Weihnachtslied hat nicht nur eine lange Geschichte mit vielen Entwicklungen durchgemacht, sondern - wie viele andere Bräuche auch - seinen Ursprung in der Liturgie. 

Seit dem 3. Jahrhundert sind für Weihnachten spezielle Hymnen und Responsorien nachgewiesen, die aber wiederum ältere Vorlagen haben. »Veni redemptor gentium« oder »Nun komm, der Heiden Heiland« wird auf das Jahr 386 datiert und dem Mailänder Bischof und heiligen Ambrosius (334 -397) zugeschrieben. 

Schon die Gesänge des Mittelalters und der frühen Neuzeit waren dialogisch angelegt: Sie waren Wechselgesänge, hatten Strophen und Refrain. In den Kirchen wurden Krippenspiele aufgeführt, die mit Liedern angereichert waren, die die Gemeinde mitsang; Elemente solcher Feiern waren: Herbergssuche und Geburt, Kindlein wiegen, Verkündigung auf dem Felde, Anbetung der Hirten an der Krippe. »Quem pastores laudavere« ist ein lateinisches kirchliches Weihnachtslied im Wechselgesang, dem Quempas. 

Von den ersten Silben des Liedes leitet sich auch der Begriff »Quempas« als Synonym für den vor allem in Deutschland und Böhmen beliebten mittelalterlichen weihnachtlichen Wechselgesang ab.

Eine erste deutsche Übersetzung (»Den die Hirten lobeten sehre«) stammt von Matthäus Ludecus; die im deutschen Sprachraum beliebteste und verbreitetste Textfassung ist die von Paul Gerhardt aus dem Jahr 1667 »Kommt und laßt uns Christum ehren«. 

Die ältesten Quellen, darunter die Hohenfurter Handschri Ms. 28, stammen aus dem 15. Jahrhundert; die einzelnen Lieder düren älter sein, ebenso wohl auch der Brauch, dass in weihnachtlichen Gottesdiensten (Christmette, Christvesper oder Messe am Weihnachtstag) das erste Lied (manchmal auch das zweite) zeilenweise im Wechsel durch Schüler (solistisch und einstimmig) oder Schülerchöre (auch mehrstimmig) gesungen wurde, die in allen vier Ecken der Kirche aufgestellt
waren (»Der Quempas geht um«).

Seit dem 16. Jahrhundert sind deutsche Fassungen belegt, am bekanntesten wurde diejenige bei Michael Praetorius, Musae Sioniae 1607, mit dem deutschen Text »Den die Hirten lobeten sehre«. In dieser Fassung werden die beiden Lieder strophenweise abwechselnd gesungen, jeweils gefolgt vom Tropus. Der Brauch des Quempas-Singens schloss außer der ursprünglichen Liedkombination auch weitere Lieder ein und war an vielen Orten ein fester Bestandteil des Weihnachtsbrauchtums, sowohl im Gottesdienst als auch auf Straßen und Plätzen.

Kommt und lasst uns Christum ehren,
Herz und Sinnen zu ihm kehren!
Wertes Volk der Christenheit!
Singet fröhlich, lasst euch hören,
Jakobs Stern ist aufgegangen,
Stillt das sehnliche Verlangen,
Bricht den Kopf der alten Schlange
Und zerstört der Hölle Reich.
Sehet, was hat Gott gegeben!
Seinen Sohn zum ew'gen Leben!
Dieser kann und will uns heben
Aus dem Leid in's Himmels Freud'.
Schönstes Kindlein in dem Stalle,
Sei uns freundlich, bring uns alle
Dahin, wo mit süßem Schalle
Dich der Engel Heer erhöht!

 

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